Brutboxsystem

Der Fischereiverein Berchtesgaden- Königssee gewinnt für die Hege der Gewässer den umfangreichen Fischbesatz für den Hintersee und die Königsseer-, Berchtesgadener -  und Ramsauer Ache durch Besatzfische aus der eigenen Fischaufzuchtanlage Kainbach sowie aus den Bächen im Talkessel. Gerade die Stützung der Population der Bachforelle, dem Leitfisch der Forellenregion, liegt dem Fischereiverein dabei besonders am Herzen.

Der notwendige Besatz soll hierbei nicht nur den Anglern zum Fang dienen oder als Futter für die größeren Fische angesehen werden. Vielmehr soll dadurch ein gesunder Bestand aufgebaut werden. Für eine natürliche Vermehrung ist die Wanderung der Bachforelle zu ihren natürlichen Brutgebieten im Quellgebiet stromauf einerseits durch die Stauwehre ohne oder ohne funktionierenden Fischwege stark beeinträchtigt bis unmöglich. Zum anderen hat im Gegensatz zu früher der „Befischungsdruck“ auf die Klein- und Jugendfische, die Basis der Population,  durch die gefiederten Mitfischer sehr stark zugenommen. Die im Berchtesgadener Talkessel gesichteten 15 Fischreiherpaare haben einen Bedarf von über  4 Tonnen (4000 kg) Fisch pro Jahr. Ab Oktober bis April benötigen unsere Wintergäste, ca. 10 Gänsesägerpaare, bis zu eine Tonne (1000kg) Fisch.  

Ergänzend zu den wichtigen stützenden Besatzmaßnahmen im Rahmen der Hege installierte jetzt die Jugendgruppe als Projekt für die nächsten Winter ein Babyfisch Brutboxsystem, gesponsert  durch den Landesfischereiverband und eine Ramsauer Firma (Bachmaier), in einem Fließgewässer im Berchtesgadener Talkessel.

Die vorgebrüteten Forelleneier wurden im "Augenstadium", in dem die Augen der Fische bereits erkennbar sind und in der Strömung des Fließgewässers ausgesetzt. Aus 5000 Bachforelleneiern werden nach insgesamt 420 Tagesgraden - dies entspricht zum Beispiel 42  Tagen mit zehn Grad Wassertemperatur -  kleine Bachforellenlarven, welche aus dem Dottersack schlüpfen.

 

Die Brütlinge wachsen wie in der Natur in Dunkelheit auf. Durch das Brutsystem sind die Eier und die noch nicht schwimmfähige Brut vor Räubern geschützt. Wenn die geschlüpften Fische schwimmen können, nach ca. 600 Tagesgraden, verlassen sie die Box. So gewöhnen sie sich von Geburt an, an die Wasserqualität und –temperatur und das Nahrungsangebot. Sie sind echte Wildlinge mit ausgeprägter natürlicher Scheu, die gern in  Deckung, Dunkelheit und Schutz leben und ihren Geburtsort, im Gegensatz zu Besatzfischen,  später zum Laichen wieder aufsuchen werden. Diese  Nachhaltigkeit wird sich frühestens in drei Jahren auswirken, wenn die Bachforellen dann laichreif sind.

 

Gewässerwart Christian Fries freut sich über das Projekt der Jugendgruppe:

„Wir setzen im Jahr eine Gesamtbrut von über 60.000 Stück Bachforellen in unseren Gewässern aus der Fischaufzuchtanlage aus. Hierfür  ist das Projekt mit dem Babyfisch Brutboxsystem eine wertvolle Ergänzung. Frühere Versuche, mit Brutboxen den natürlichen Aufwuchs vor Ort zu unterstützen, waren aus unterschiedlichen Gründen gescheitert und wurden daher eingestellt. Mit dem babyfisch Brutboxsystem ist nun ein System verfügbar, welches sich bei vielen Nutzern schon länger bewährt hat und eine Ausschlupfrate von rund 95 Prozent der  Eier bietet. Wir blicken erwartungsvoll in die Zukunft und werden in diesem Winter das Brutboxsystem aufgrund der späteren  Laichzeiten zusätzlich noch für die Aufzucht von Regenbogenforellen und Äschen nutzen können.“

Der Jugendwart ist ebenso gespannt auf die Kontrollbesichtigungen und auf den Verlauf des Projektes. Bei Erfolg sollen im nächsten Jahr zwei weitere Brutsysteme angeschafft und installiert werden. „Für die Jugendgruppe ist es ein besonderes Erlebnis, das Heranwachsen vom Bachforellenei zum Fischchen hautnah zu erleben und damit einen Beitrag zum nachhaltigen Besatz für die Zukunft  zu leisten.“

Die Neugier und das Nachschauen, ob das alles funktioniert, hat natürlich seinen Preis. Larven werden aus ihrem sicheren Unterstand in der Box durch noch so vorsichtiges Herausziehen der Box aus dem Rohr herausgespült. Sie werden sicher in der freien Natur, wie sonst auch, ihre Überlebenschance nutzen. Der Vorteil der Box mit dem geschützen Wachstum der Larve zum Brütling, ist damit zumindest für einen Teil aufgehoben.
Für die Jugendarbeit und das Erlebnis der Brutbox wird das hingenommen. 

 

09.02.2012: Wir haben den ersten Erfolg.

Beim Leeren der Box wurde mit einer zittrigen Hand gefilmt  und einer Hand an der Box.
Die letzten 20 Larven waren die Stars. Ein tolles Erlebnis.

Wir freuen uns auf die weiteren Einsätze der Brutbox und beschaffen weitere Brutboxen.